Reisebericht - Ab in den Norden August 2021



Kreuzfahrt mit der Vasco da Gama vom 08.08. - 17.08.2021 (während Corona)
Eigentlich sollte es nur eine Reise nach Warnemünde werden. Aber da wir längere Fahrten gerne unterbrechen, buchte ich auch noch ein Angebot für 3 Tage in der Lüneburger Heide.
Als wegen Corona endlich alles gelockert wurde, kam in einem Newsletter ein Angebot für eine 13-tägige Kreuzfahrt mit der "neuen" Vasco da Gama, der komplett umgestalteten Statendam von Holland America Line, mit der wir 2008 in der Karibik unterwegs waren. Nach Ansehen eines neuen Videos und dem guten Preis buchte ich auch diese Reise, die uns ins Baltikum führen wird.
Alles zwar etwas umständlich, da wir von Warnemünde nach Kiel reisen müssen, dort übernachten, dann das Auto abgeben, aufs Schiff gehen und das Auto in Bremerhaven wieder in Empfang nehmen. Aber das ist einfacher, als wieder mit einem Shuttle nach Kiel zurück zu fahren und dann nach Hause zu reisen. Und nur unwesentlich teurer und kürzer für den Rückweg. Obwohl die Firma Parken und Meer bei den Kosten ganz schön zulangt. Wir zahlen für dieses Service 469 Euro.
Anreise
Am 17. August ging es in aller Ruhe von Warnemünde nach Kiel. Eine Stadt, die uns leider nicht gefallen hat. Es war unglaublich schwierig, ein passendes Parkhaus in der Nähe des Hotels Niu zu finden. Unser Navi hatte im Ort massive Probleme; das Parkhaus war schlichtweg eine Katastrophe, sehr enge Kurven, sehr enge Parklücken, aber 11 Euro für einen Tag okay. Zu Fuß ging es dann zurück zum Hotel, einem schicken Designhotel, direkt in der Innenstadt, die aber im Vergleich mit dem schönen Rostock überhaupt nicht überzeugen konnte.
Hier machten wir auch einen Schnelltest, der für den nächsten Tag am Schiff gefordert war. Umständlicher geht es kaum, da sind wir von NRW doch Praktischeres gewohnt. Abends machten wir einen längeren Spaziergang zur L´Osteria, wo es für einen Dienstag ohne Reservierung lange gedauert hat, einen Tisch zu ergattern. Aber die riesigen Pizzen, die man sich teilen sollte, haben dafür entschädigt.
Am nächsten Morgen, dem 18. August, gab es ein Frühstück, vergleichbar dem im Dock Inn. Wir mussten uns am Tag vorher für einen Termin eintragen, und es gab nur noch Termine ab 9:45. Das Essen und das Hotel waren gut, es war ein Gesamtpaket, zusammen mit dem Parken bei Parken & Meer und dem Transfer unseres Autos von Kiel nach Bremerhaven. Ich Nachhinein ein toller Service, den leider nur 3 Paare in Anspruch genommen hatten, da niemand auf diese Möglichkeit hinwies. Nicko will wohl seine eigenen Busanreisen verkaufen und weist daher nur in einem kleinen Hinweis darauf hin.
Transfer / Check-In
Die Abgabe des Autos war reibungslos, aber da wir von Nicko keine Kabinentags bekommen hatten, mussten wir unsere Koffer selber im Bus mitnehmen und am Hafen abgeben. Die anderen Koffer wurden separat zum Schiff gebracht. Mit einem großen Bus ging es in einigen Minuten Fahrt zum Terminal, an dem auch die Mein Schiff 1 neue Gäste aufnahm.
Zuerst erfolgte die Kofferannahme, dann eine gewisse Wartezeit, dann die Kontrolle der Impfungen und der Schnelltests. Es ging mit der Rolltreppe nach oben, durch die Sicherheitskontrolle und zu Stehtischen, wo wir fotografiert wurden und unsere Zimmerkarten erhielten. Alles ganz easy.
Vasco da Gama
Die Vasco da Gama haben wir 2008 in der Karibik als Statendam von HAL kennen gelernt, aber sie ist damit nicht mehr zu vergleichen. Sie ist sehr geschmackvoll renoviert worden, wenn auch manchmal nicht so fachmännisch. Aber es wurden schöne Farben verwendet, die Sitzgelegenheiten in den öffentlichen Bereichen sind manchmal etwas seltsam.
Es gibt diverse Bars, aber wir finden die Temperaturen auf dem Schiff oft zu niedrig und in manchen Bereichen, wie z.B. der Ocean Bar, zieht es. Dazu hat es später auch von vielen Gästen Beschwerden gegeben. Ich persönlich habe noch nie auf einer Cruise innen so oft eine Strickjacke oder Steppweste getragen.
Das Selbstbedienungsrestaurant auf Deck 11 heißt jetzt Club Bistro; in den ersten Tagen war nur eine Seite geöffnet. Von den Plätzen her reicht es gerade so, dabei sollen wir nur etwas über 400 Passagiere sein. Aber durch die Abstände, mit diversen gesperrten Tischen, wird es oft schwierig. Die Polstercouchen sind allerdings schon total durchgesessen. Menschen höheren Alters (auch wir), können nur mühsam wieder aufstehen. Die Auswahl ist nicht besonders groß und leider auch nicht besonders gut. Nach einigen Tagen können wir sagen, dass es bisher unser schlechtestes Essen ist.
Morgens gehen wir ins Buffetrestaurant, mittags wechseln wir zwischen Hauptrestaurant, genannt Waterfront auf Deck 7 und Buffet. Aber an manchen Tagen ist das Essen doch sehr einfach, sehr schlecht gewürzt, sehr kleine Portionen. Leute mit großem Appetit müssen alle Gänge essen, oder doppelte Portionen bestellen. Da ich meistens nur Vorspeisen esse, bestelle ich dann manchmal, wenn etwas appetitlich erscheint, einfach eine doppelte Portion.
Die Restaurants und Bars sind auf Deck 7 und Deck 8. Das Hauptrestaurant erreicht man allerdings nur über das Deck 8 über eine Treppe nach unten. Auf Deck 8 befinden sich außerdem das Mediterran und das Fusion, die jeden Tag abwechselnd geöffnet haben; aber es ist sehr schwer einen Tisch zu ergattern, da keine Reservierungen vorgenommen werden. Wir hatten nie die Gelegenheit dort zu essen.
Auch hier auf dem Schiff ist es wieder die tolle Crew, die viele Fehler wettmacht. Viele sind von den Philippinen, von Mauritius, Indien usw. Sie alle sind glücklich, endlich wieder arbeiten zu können. Viele hatten seit 2 Jahren keinen Job mehr. Die meisten kommen von anderen Reedereien, haben vorher für TUIcruises, MSC, oder andere Reedereien gearbeitet, aber von denen bisher keine neuen Jobangebote erhalten.
Es ist schön, sich mit diesen freundlichen Menschen zu unterhalten, über deren vergangene Sorgen zu sprechen und wie glücklich sie jetzt sind. Die meisten von ihnen haben vorher noch nie deutsch gesprochen, haben hier an Bord dreimal die Woche Deutschunterricht, aber sind natürlich froh, wenn sie sich ausführlich in Englisch unterhalten können.
Erstaunlich gut ist das Entertainment bisher. Direkt am zweiten Abend gab es eine tolle Show mit bekannten Titeln, zwei Sängern, zwei Sängerinnen und 4 Tänzerinnen, sowie 2 Artisten:innen. Gestern gab es eine Show mit dem Titel Rocklegenden, auch nicht übel. Rüdiger, der Hauptsänger hatte auch an einem Abend zwei Auftritte in einer Bar, wurde dabei auch teilweise von Kollegen unterstützt. Seltsamerweise ist der zweite Sänger ein kleiner, pummeliger Italiener, der mal ja, mal nein, ins Gesamtbild passt, aber sehr gut Gitarre spielt.
Es werden den Tag über verteilt diverse Kurse, sei es Fitness, sei es Trivia, angeboten. Die Reiseleiter kommen auch alle aus anderen Berufen, einer ist beispielsweise Schauspieler, der froh ist, hier einen Job zu haben. Einer hat viele Jahre bei Phoenix gearbeitet.
Kabine
Die Innenkabine, 5053, ist quer gelegen und sehr groß. Aber auch sehr laut; woher die Geräusche kommen, kann niemand identifizieren. Die Betten sind gut, die Schränke ausreichend, der Fernseher, den wir eh nicht brauchen, ist sehr klein. Das WC ist okay, lediglich der Duschvorhang ist störend. Ich glaube, wir hatten noch nie so viel Lauffläche zwischen 2-er Sofa, Schreibtisch mit diversen Schubladen und dem Bett.
Der Kabinensteward ist auch klasse, immer wird alles sofort erledigt, ob mehr Kleiderbügel, defekte Toilette, Klimaanlage die sich nicht regulieren lässt, nicht funktionierender Safe usw.
Kopenhagen
Donnerstag, der 19. August. Wir legen in Kopenhagen, am Ende der Langelinie an. Auf die Frage an der Rezeption, ob es einen Shuttlebus gibt, wird lakonisch geantwortet, wir sind doch fast in der Innenstadt, da kann man laufen. Laut Navi sind es mal eben 3,8 km. Man beachte das Durchschnittsalter der Gäste, das ich auf ca. 75 + schätze. Viele Gäste sind vom Seereisendienst; diese Reise wurde unter anderem als Singlereise über TV-Zeitschriften in den Beilagen der Tageszeitungen vermarktet.
Für die Singles werden auch extra Treffen angeboten, um sich zum Essen oder anderen Veranstaltungen zusammen zu finden. Es sind tatsächlich viele Alleinreisende an Bord, vielleicht war der Aufschlag gering.
Viele sind auch zum ersten Mal auf einem Schiff und sind dann z.B. zwecks mangelnder Aufklärung erstaunt, dass es neben dem Buffetrestaurant auch Bedienrestaurants gibt. Informationen sind hier Mangelware, auch bereits im Vorfeld hinsichtlich der Ausflüge wurde man teilweise unzureichend informiert.
Beispiel: Kopenhagen - Gäste buchen für den ersten Tag eine Panoramafahrt und für den zweiten Tag eine Kanaltour. Niemand veröffentlicht, dass man eine Stunde über die Kanäle fährt und danach noch 2 Stunden mit dem Bus, praktisch die Panoramafahrt wiederholt. Das ist für mich Geldschneiderei.
Bornholm
Auch heute auf Bornholm, wurde beim Ausflug angegeben, dass es Zeit in Rönne, der Hauptstadt gibt. Aber nein, man wurde zurück zum Hafen gebracht und es hieß lakonisch, man könne ja den Shuttle nach Rönne nehmen. Viele Mitreisende fühlen sich hier zu Recht an der Nase herumgeführt, auch wir.
Außerdem erfahren wir erst am Vorabend im Tagesprogramm, wann die Ausflüge starten. Man kann also den nächsten Tag überhaupt nicht richtig planen. Infos, dass man auch alleine außerhalb von gebuchten Touren an Land kann, gibt es erst, wenn die Stornierungszeit abgelaufen ist.
Stockholm
Nach einem weiteren Seetag erreichen wir Stockholm. Der gebuchte Ausflug, eine 1,5 stündige Kanalfahrt findet erst um 13:30 statt. (Auch das erfahren wir wie immer erst am Vorabend). Das bedeutet, es ist kein zusätzlicher Besuch außerhalb des gebuchten Ausfluges möglich, auch wenn es einen Shuttle gibt, der für 5 Euro pro Fahrt dem Bordkonto belastet werden kann. Aber da wir weit draußen gedockt haben, reicht die Zeit einfach nicht, da alleine die Fahrt schon mindestens 20 Minuten dauert und die Shuttlebusse alle 30 Minuten fahren.
Die Kanalfahrt beginnt nur ein paar Schritte vom Schiff entfernt. Eins der üblichen Kanalboote, wie man sie auch aus Amsterdam, Kopenhagen usw. kennt, erwartet uns und es wird eine schöne Fahrt, bis ins Zentrum von Stockholm. Moderne und alte Architektur ist hier gepaart und wir bedauern es sehr, nicht auf eigene Faust unterwegs zu sein, da wir diese Stadt sehr mögen. Aber da wir schon sehr früh wieder an Bord sein müssen, genießen wir ab 16:45 die Fahrt durch die Schären.
Allerdings wird es immer kälter und windiger und auf den Aussendecks kann man sich immer weniger aufhalten. Daher geht es nach innen in the Dome, früher das HAL-Fahrern bekannte Crows´ s Nest, wo allerdings tagsüber die Bar nicht geöffnet ist. Ein ziemliches Manko.
Abends gab es eine sehenswerte Show mit dem Namen Reeperbahn. Hier ist Nicko Cruises qualitativ über TUI anzusiedeln. Aber auch nur hier.
Guest Relations
Mittwoch, 25. August. Nach dem Ausfüllen eines Fragebogens zu unserer Zufriedenheit (bei uns Unzufriedenheit) wurden wir zu einem Gespräch zur Guest Relations Managerin gebeten. Es sind so viele Kleinigkeiten, die hier zusammen spielen, die das ungetrübte Reisevergnügen behindern. Sie hat sich auch alles notiert, aber ob sich etwas ändern wird, ist die Frage.
Außer Frage steht, dass die Organisation hier nicht läuft. Beispiel: als Entschuldigung wurde uns eine Balkonkabine angeboten, die wir aber ablehnten, da Uwe ja gerne im Dunkeln schläft. Dann bot sie uns ein Abendessen im The Grill an, dem Zuzahlrestaurant an Bord an. Wir vereinbarten einen Termin für den Abend für 19 Uhr.
Tja, was soll ich sagen, wir standen vor dem Restaurant und es wusste niemand von dieser Reservierung ihrerseits. Aber trotzdem wurden wir gebeten Platz zu nehmen, da man uns glaubte, dass wir auf ihre Einladung hier waren und nicht selber zahlen mussten.
Das Abendessen war absolut klasse, aber es hat unglaublich lange gedauert, obwohl nicht so viele Gäste anwesend waren. 2 Stunden sollte man hier mindestens einkalkulieren und wir hatten nur 2 Gänge. Der Restaurantmanager kam noch vorbei und schickte uns zum Abschluss einen edlen, alten Portwein.
Danach hieß es wieder, einen einigermaßen warmen Platz in einer der Bars zu finden, denn auf dem ganzen Schiff ist es unglaublich kalt. Darüber haben sich auch mehr und mehr Gäste beklagt und es wurde versprochen, die Temperaturen um 2 Grad zu steigern.
Tallin:
Eigentlich hatten wir für Tallin eine Tour gebucht, aber es hat dermaßen geregnet, es waren nur 12 Grad und es war viel über unebene Flächen durch die Altstadt zu laufen. Daher haben wir die Tour abgesagt und mussten uns auch dabei wieder anmachen lassen. Die Rezeption war nicht in der Lage, das ans Ausflugsteam weiter zu leiten. Daher mussten wir zum Zeitpunkt des Treffens mit unseren Karten zum Tourmanager, der sich aufregte, das müsste eine Ausnahme sein. Dabei verlangten wir keine Rückerstattung.
Erstaunlicherweise wurde die Tour vom Bordkonto nicht abgebucht.
Übrigens hat es in Tallin, oder auf dem Weg dorthin, massiv ins Schiff hereingeregnet, dass überall Nasssauger benötigt wurden, Trockengeräte und massenhaft Eimer aufgestellt waren. Hier zeigt sich wieder das Alter des Schiffes von 29 Jahren.
Es sind so viele Kleinigkeiten, die sich summieren: ein Oberkellner, der es im Gegensatz zu seinen Kellnern nicht nötig hat, den Stuhl bereit zu stellen, keine Cookies zum Cappuccino, keine Schokolade als Betthupferl, keine Nüsse abends zu den Drinks. Mixgetränke wie Radler sind nicht möglich, falsche Auskünfte wie zu den Sprechzeiten im Hospital, bei denen sich eine Passagierin anmachen lassen musste, sie müsse sich an die Sprechzeiten halten, die sie an der Rezeption erfragen kann (von denen jedoch die Auskunft kam). Die Bedienelemente in den Whirlpools funktionieren nicht, so ist es einfach ein heißer Pool, ohne Düsenfunktion. Die Bar Dome, mit der Aussicht nach vorne in Fahrtrichtung wird erst ab 21 Uhr bewirtschaftet. Man ist gezwungen, selber auf Deck 11 zu gehen, um sich dort ein Getränk zu holen. Viele flackernde Lampen an den Decken, die sehr irritieren; kein Vergrößerungsspiegel im Bad, heutzutage ein Muss für jede Altersklasse von Gästen. Die Renovierung wirkt auf den ersten Blick echt toll. Wenn man aber einmal die diversen, schicken Sitzmöglichkeiten ausprobiert hat, stellt man fest, dass die meisten viel zu kurze Sitztiefen haben, was längeres Sitzen nicht gerade bequem macht. Wenn man die Sitzplätze im Buffetrestaurant betrachtet, fühlt man sich an große Kinderstühle erinnert, aber sie sind wenigstens einigermaßen komfortabel.
Platzmäßig ist es jetzt mit 400 Passagieren schon knapp, wie soll das sein, wenn das Schiff ausgebucht ist.
Was uns gefällt, sind die Farbzusammenstellungen, die sehr geschmackvoll sind. Tolle Teppichböden, optisch schicke Möbel. Im Theater gefällt uns die untere Etage, mit Couchen und Tischen, sowie Tischen mit Stühlen. Auch die Restauranteinrichtung ist bequem.
Aber das absolute Plus des Schiffes ist die Crew. Von den Offizieren bekommt man nicht viel zu sehen, der Kapitän spricht ein grottenschlechtes Englisch, die Durchsagen sind kaum zu verstehen und werden daher vom Cruisedirektor, einem jungen Österreicher übersetzt. Die asiatische Crew aus Indonesien, Burma usw. ist einfach fantastisch. Toll, wie viele einen mit Namen ansprechen, wie viele die Kabinennummer wissen. Denn trotz Getränkepaket muss man jede Bestellung online unterschreiben.
Göteborg, Schweden:
nachdem Visby ja wegen schlechtem Wetter ausgefallen war, war nach einem zusätzlichen Seetag Göteborg unser letzter Hafen. Wir hatten eine Tour gebucht: Kanal- und Panoramafahrt.
Erst ging es mit dem Bus durch Göteborg, für uns eine nicht besonders ansprechende Stadt, allerdings mit sehr vielen Grünflächen. Dann ging es auf ein offenes Sightseeing Boot, genannt Paddenboot. Eine sehr schöne Sicht vom Wasser in den Kanälen, ähnlich wie in Amsterdam. Allerdings hörten wir fast das Gleiche noch einmal, das uns die andere Reiseleiterin schon im Bus erzählt hatte. Außerdem war es wieder sehr kalt und windig und trotz dickerer Kleidung doch eher unangenehm.
Essen an Bord:
hier haben wir sehr ambivalente Ansichten. An manchen Tagen ist es erträglich, an anderen Tagen ein Witz. Gutes Essen ist sehr selten. Abends hat man allerdings oft die Möglichkeit Filet zu bestellen, das auch mal mehr, mal weniger gut zubereitet ist. Über die Größe der Portionen, bei den Vorspeisen oder Zwischengängen, werden inzwischen diverse Witze gemacht. Für manche Gerichte könnte man beispielsweise eine Lupe benötigen.
Netterweise bekommen (nur) wir jetzt immer am Vortag die Menükarten der diversen Restaurants auf die Kabine gelegt, damit man nicht von Restaurant zu Restaurant wandern muss, um sich zu informieren. Denn das digitale Zeitalter hat hier noch keinen Einzug gehalten.
Das Essen im Bistro, dem Buffetrestaurant, wurde nach ein paar Tagen für mich interessanter, weil dann die Renovierungsarbeiten auf der rechten Seite beendet waren und eine Wokstation geöffnet wurde. Ebenso wie am Morgen eine Omelette Station. Nachmittags von 15:00 bis 16:00 Uhr ist Teestunde, dann gibt es hier diverse Kuchen, von denen einige ganz gut schmecken.
Entertainment:
Der österreichische Kreuzfahrtdirektor behauptet von sich ein guter Zauberer zu sein und liebt es, mit Gedichten und Sprüchen um sich zu werfen. Naja, Humor ist halt Geschmackssache, seiner ist jedenfalls nicht unserer. Unverschämt finden wir, wenn die Durchsage des Kapitäns und seine Übersetzung mittags in die Kabinen durchgeschaltet werden. Sonst gibt es sehr wenige Durchsagen, manche Passagen wurden von einem Lektor auf die Aussendecks übertragen, wie z.B. die Durchfahrt durch die schwedischen Schären. Der Lektor hält auch Vorträge im Theater, die wir aber nicht besucht haben.
In allen Bars wird Musik gespielt, abends fast überall live. Mal von einem Duo, dann von einem Trio, dann wieder von der Band, oder einzelnen Sängern des Showensembles.
Aber man findet auch Ausweichmöglichkeiten; wir sitzen abends oft im geschlossenen Poolbereich und genießen die Ruhe und den guten Service. Und für den Fall, dass es uns zu kalt ist, gibt es hier immer Fleecedecken. Einmal gab es hier mittags den wohl so üblichen Frühschoppen, der gut besucht war, aber Ballermann-Musik muss ich auch dann nicht hören.
Fazit:
es war eine nette Reise (man achte auf das vage Wort nett). Das Schiff hat seine besten Jahre hinter sich, auch wenn es in vielen Bereichen hübsch renoviert wurde. Seine Macken findet man erst nach mehreren Tagen heraus, die kann ein Kreuzfahrttester in 2 oder 3 Tagen kaum feststellen.
Minuspunkt ist die Organisation. Außerdem werden starke Abgrenzungen zwischen den Abteilungen betont. Die Rezeption sagt, wir haben nichts mit der Kreuzfahrtleitung zu tun, oder mit der Ausflugsleitung. Toll z.B. wenn die Ausflugsleitung nur eine Stunde pro Tag geöffnet hat. Von guter Organisation kann hier wahrlich nicht die Rede sein.
Würden wir wieder mit dem Schiff fahren? Ich weiß es ehrlicherweise nicht.
Dieses war ja ein Sonderpreis, der teilweise vom Seereisedienst ohne Getränkepaket in der Innenkabine für 699 Euro angeboten wurde. Teilweise Abenteuerliches berichteten Mitreisende über die mit gebuchte Busreise nach Kiel, die vom Ruhrgebiet bis zu 12 Stunden dauerte. Wir sind froh, hoffen auch, dass alles so klappt, dass wir morgen mit einem Bus von "Parken & Meer" zu unserem überführten Auto gebracht werden und dann die Heimreise bequem per PKW zurück ins Münsterland antreten können. Von diesen Möglichkeiten wurden fast alle nicht informiert. Nur wer sich im Internet selber schlau macht, kam auf diese Lösung.
Das Personal, von denen wir viele lieb gewonnen haben, würde sich freuen, uns mal wieder zu sehen.
Aber dann muss schon ein sehr gutes Angebot kommen, dass wir uns noch einmal auf dieses Schiff mit einem Durchschnittsalter von 75 + auf Reisen machen. Mein Mann meint eher, auch dann nicht.


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